Obwohl ich viel unterwegs bin, gibt es doch immer noch Ecken in der Umgebung, die auf eine Entdeckung meinerseits warten. Eine dieser Ecken ist die in der Bulau, einem Waldgebiet nordöstlich von Hanau, liegende Klosterruine St. Wolfgang. Ziemlich genau in der Mitte zwischen Hanau-Wolfgang und Niederrodenbach liegt das alte Gemäuer, oder das was davon noch übrig ist.
Ausgangspunkt der kleinen Tour war der Parkplatz „Klosterruine“ (N50.1372, E8.99213). Von hier aus lässt sich der Auwald auf verschiedenen Wegen entdecken. Mein Weg führte mich direkt zur Ruine, die ich nach einem kurzen Spaziergang entlang der Rodenbacher Chausee erreichte.
Geschichte
Nach mündlichen Überlieferungen geht das Kloster auf den Forstmeister des Grafen Philipps des Jüngeren von Hanau-Münzenberg, Erasmus Hasefuß zurück. Dieser stiftete 1468 eine Kapelle zu Ehren des Heiligen Wolfgang, dem Schutzpatron von Bayern, aber auch der Holzarbeiter, Bildhauer, Zimmerleute und vieler mehr.
Zwischen 1486 und 1488, nachdem Graf Philipp Werkstätten sowie Schlaf- und Speisesaal errichten ließ, siedelten sich dort Serviten Mönche an. Aus der Zeit des Klosters sind nur wenige schriftliche Dokumente vorhanden. In einem Brief von 1502, der im hessischen Staatsarchiv in Marburg aufbewahrt wird, wurde der Erzbischof von Mainz über schlimme Zustände im Kloster St. Wolfgang informiert. In dem Schreiben wurde auch geraten das Kloster dem Hospital von Hanau zu unterstellen. Das Kloster existierte noch einige Jahre und wurde vermutlich im Bauernkrieg zerstört, die letzten Mönche verließen das Kloster schließlich 1527.
Brief an den Erzbischof von Mainz vom 19. Mai 1502 Hessisches Staatsarchiv Marburg HStAM Urk. 66 Nr. 289
Anhand der Beschreibungen, im 1838 erschienenen Märchen, „Gockel, Hinkel und Gackeleia“ des Dichters Clemens Brentano wird vermutet, dass die Klosterruine als Vorlage für den in der Geschichte erwähnten Ort „Gockelsruh“ gedient hat.
Der Hanauer Geschichtsverein führte 2013 und 2014 Grabungen auf dem Klostergelände durch, dabei wurden Mauern freigelegt, die später jedoch wieder abgedeckt wurden.
Die Anlage
Die Anlage liegt etwas abseits des Weges im Wald, der 10 Meter hohe quadratische Turm fällt als Erstes ins Auge, er war bei meinem Besuch eingerüstet. Eine Infotafel am Weg informiert über das Kloster St. Wolfgang.
Neben Mauerresten und einem Brunnenkranz ist auch noch die, im Volksmund „Eselstall“ genannte, Sakristei zu sehen. Zum Rasten laden eine Schutzhütte und mehrere Bänke ein.
Die Klosterruine St. Wolfgang ist ein Kulturdenkmal des Landes Hessen.
Im Wald um das Kloster gibt es mehrere Schürfgrubenfelder, in denen oberirdisch nach Eisenerz gegraben wurde.
Wenige Hundert Meter von der Klosterruine entfernt befindet sich das Forsthaus Wolfgang, hier steht auch der höchste Baum Hanaus, ein Riesen-Mammutbaum (Sequoiadendron giganteum) von 37 Metern Höhe. In unmittelbarer Nähe zum Kloster liegt das Naturschutzgebiet „Rote Lache“ und lohnt einen Ausflug.
Fazit
Ein kleiner, aber feiner Foto Spot, Motive finden sich nicht nur an der Ruine, auch der Auwald rund um das Kloster ist sehr fotogen. Eine besondere Ausrüstung ist nicht vonnöten, ich habe alle Fotos mit einem 24-105 mm Zoom Objektiv gemacht. Dabei hatte ich auch noch ein 100 mm Makro Objektiv, das kam jedoch nicht zum Einsatz.
Fotos
Literatur und Quellen
Schild an der Klosterruine
https://lfd.hessen.de/sites/lfd.hessen.de/files/content-downloads/Servitentafel_E4.pdf
https://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/106612/
https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-65820-20130523-2
https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/gsrec/current/2/sn/ol?q=Wolfgang
https://www.hanauer.de/hanau/verein-will-ruine-wolfgaenger-wald-wieder-erlebbar-machen-13342085.html
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction.action?detailid=v4007618
https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_von_Regensburg
Clemens Brentano
https://www.projekt-gutenberg.org/autoren/namen/brentano.html
https://www.projekt-gutenberg.org/brentano/gockel/gockel.html
https://whoswho.de/bio/clemens-brentano.html