Westlich von Beerfelden im Odenwald befindet sich, auf einer Anhöhe, direkt an der L3120 der Beerfelder Galgen. Errichtet 1597, steht er noch heute unter schattenspendenden Bäumen und ist angeblich der größte und besterhaltenste Galgen Deutschlands.
Die Geschichte des Beerfelder Galgens
Im Jahr 1597 wurde der, an gleicher Stelle errichtete, Holzgalgen durch den heutigen dreischläfrigen Galgen aus Stein ersetzt.
Unter der Herrschaft der Grafen von Erbach diente er dem Hochgericht der Oberzent. Wie viele Menschen dort hingerichtet wurden, ist nicht bekannt, durch einen Brand in Beerfelden wurden 1810 die Gerichtsakten zerstört. In den Kirchenbüchern ist lediglich ein Fall aus dem Jahr 1746 dokumentiert. Damals wurde ein Adam Beisel aus Unter-Sensbach wegen Diebstahl und Ehebruch gehängt. Auf einem Gedenkstein neben dem Galgen ist erwähnt, dass die letzte Hinrichtung 1804 stattfand, eine Frau wurde wegen Diebstahls eines Huhnes und zweier Brote hingerichtet. Dies ist jedoch nicht belegt daher und wegen des beleidigenden Ausdrucks, entschloss sich die Gemeinde Beerfelden 2021 diesen Absatz vom Stein zu entfernen.
Nach der Abschaffung der allgemeinen Todesstrafe im deutschen Reich sollte die Richtstätte auf Befehl des Kaisers Josef II. aus Wien 1788 abgebaut werden, dies wurde aber nicht umgesetzt. Auch ein Aufruf des Großherzogs aus Darmstadt 1816 wurde ignoriert, sodass der Galgen bis heute erhalten ist und mittlerweile als Kulturdenkmal unter Denkmalschutz steht.
Die Anlage
Gut erhalten ist der Galgen, gebaut aus 3 roten Sandsteinsäulen mit Querbalken verbunden, sodass ein gleichschenkliges Dreieck entsteht. Ebenso erhalten ist das liegende Kreuz, ebenfalls aus rotem Sandstein, auf dem die Delinquenten die Absolution durch einen Geistlichen erhalten haben. Eine Stellsteinreihe begrenzt den Richtplatz, ursprünglich standen dort, wie in der damaligen Zeit üblich, sieben Linden. Ich muss gestehen, dass ich nicht weiß ob es immer noch sieben Bäume sind, gezählt habe ich sie nicht. Nur, dass mindestens eine Eiche darunter ist, kann ich sagen. Ein Gedenkstein in der Mitte der Anlage erwähnt ein paar Fakten über das Kulturdenkmal. Mehrere Bänke laden ein die Aussicht auf die umliegende Landschaft zu genießen.
In der Nähe, am anderen Ende des Parkplatzes, befindet sich ein Picknickplatz mit Schutzhütte.
Fotografie
Der Beerfelder Galgen ist ein kleiner, feiner Fotospot im Odenwald. Bei meinem Besuch im Sommer, war der Himmel grau und bedeckt, was mich aber nicht störte. Im Gegenteil, ich finde, ein bewölkter Himmel passt gut zum Motiv. Um den Himmel richtig dramatisch wirken zulassen habe ich ein wenig mit Adobe Lightroom nachgeholfen. Alle Fotos entstanden mit meinem 24-105mm f4.0 Zoom-Objektiv.
Ich habe mir vorgenommen, den Beerfelder Galgen noch mal im Winter zu besuchen. Mit kahlen Bäumen kann ich mir das gut vorstellen und wenn dann noch etwas Nebel aufkommt, ist das Bild, das ich im Kopf habe, perfekt.
Bilder vom Beerfelder Galgen
Weiterführende Literatur und Quellen:
Wikipedia Artikel zum Beerfelder Galgen
Der Beerfelder Galgen auf der Webseite der Stadt Oberzent
Beerfelder Galgen auf der privaten Homepage www.morr-siedelsbrunn.de
Landesamt für Denkmalpflege Hessen – Beerfelder Galgen
Artikel „Die Hochgerichtsstätte von Beerfelden“ auf www.matthias-blazek.eu