Von der Burg Wildenberg bei Kirchzell im Odenwald hörte ich zum ersten Mal in einem Roman, welcher im mittelalterlichen Miltenberg spielte. Mich faszinierte die Beschreibung des Ortes und ich wollte mehr erfahren. Daher recherchierte ich im Internet, was ich dort erfuhr, machte mich neugierig und die Wildenburg, wie die Burg Wildenberg auch genannt wird, kam auf die Liste der Orte, die ich irgendwann einmal Besuchen will. Da diese Liste immer länger wird dauert es manchmal etwas bis es zu einem Besuch kommt, in diesem Fall war es im Mai 2021, am Pfingstmontag, soweit.
Der Weg zur Burg
Wir entschieden uns auf dem Wildenburg Parkplatz (N49.59981, E9.19508) , der vom Kichzeller Ortsteil Buch über eine schmale Straße zu erreichen ist, zu parken und von dort aus zu laufen. Der Parkplatz liegt am Waldrand, direkt neben einer Station des Smart Pfades Odenwald, einem MINT Erlebnispfad (MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). Dieser ist 15 km lang und verläuft zwischen Muldau und Amorbach. 1https://smart-pfad.de/ Wir sind den Weg an diesem Tag nicht gegangen, aber ich habe ihn auf meiner Liste notiert. 😉.
Der Fußweg ist ausgeschildert und teilweise unbefestigt, festes Schuhwerk ist für die Strecke von Vorteil. Es ist zwar nicht weit, aber es geht stetig bergauf. Vom Kirchzeller Ortsteil Preunschen führt auch ein bequemerer Weg zur Burg.
Die Anlage
Der Weg ist wie erwähnt recht schweißtreibend, aber oben angekommen entlohnt die Burg für die Strapazen. Direkt aus dem Wald eröffnet sich der Blick auf die Mauern. Die Ruinen der Höhenburg erstrecken sich auf ca. 80 m Länge und ca. 40 m Breite auf einem Felssporn. Sofort fallen die Fensterarkaden des Palas ins Auge, sie lassen die einstige Pracht der Anlage erahnen. Entlang der Burgmauer führt der Weg zum Eingang. Durch einen Torturm, in dessen Obergeschoss früher die Burgkapelle untergebracht war, geht es ins Innere.
An der Nordseite befindet sich der Palas der Burg mit einem riesigen Kamin und den Fensterarkaden. Unter dem Palais befindet sich ein Kellergewölbe. Im Süden erhebt sich der 25 m hohe Bergfried, der diagonal zur Anlage errichtet wurde. Hier finden sich auch noch Mauerreste eines Wohnbaues. Der Innenhof wird durch eine Mauer geteilt, die beim Umbau im 15. Jahrhundert errichtet wurde. 2https://www.burgen-web.de/wildenberg.pdf
Früher war die Kernburg über eine Brücke mit der Felsenburg, einer natürlichen Felsformation, dem Glasa Felsen, in den eine Höhle eingearbeitet wurde, verbunden. Von dieser Brücke stehen heute nur noch die Pfeiler im Wald.
Inschriften
An den Burgmauern finden sich mehrere bedeutsame Inschriften. Gleich am Eingang rechts und links vom Innentor ein Hinweis auf die Erbauer Burkhard und Ruprecht von Dürn. An der Ostseite des Palas finden sich zwei weitere Inschriften „Bertold mverte mich. Vlrich miwe mich“ übersetzt so viel wie: „Bertold mauerte mich. Ulrich hieb mich“, vermutlich ein Hinweis auf Baumeister und Steinmetz. Direkt daneben ist die Inschrift „Owe mvter“ zu erkennen, dabei könnte es sich um ein Zitat aus dem Epos Parzival von Wolfgang von Eschenbach handeln.
Steinmetzzeichen
Mit Steinmetzzeichen markierten die Steinmetze im Mittelalter ihre Arbeit, sie finden sich an vielen Gebäuden aus dieser Zeit, allerdings selten so zahlreich wie auf der Wildenberg. Über 50 verschiedene Zeichen sind dort zu entdecken. Manche von ihnen finden sich auch auf andern Burgen, sodass zu vermuten ist, dass der Eigentümer dieses Zeichens auch an anderen Bauwerken gearbeitet hat.
Die Anlage der Burg Wildenberg gilt als die besterhaltenste Burg aus der Stauferzeit in Süddeutschland.
Geschichte
Als Erbauer der Burg gelten die Herren von Dürn, Gefolgsleute der Stauferkaiser. Datiert wird sie auf 1180 bis 1200, in anderen Quellen ist auch das Jahr 1216 als Baubeginn verzeichnet, eventuell ist damit aber auch der Bau des Torturmes gemeint.
Nachdem den Burgherren das Geld ausging, verkauften sie die Wildenberg am 19. Mai 1271 an das Erzstift Mainz, dem diente es später als Amtssitz der Verwaltung. .3 https://www.nokzeit.de/2019/05/25/herren-von-durn-verkaufen-mudau-und-weitere-dorfer . In den darauffolgenden Jahren wurde die Burg von verschiedenen Burgmannen verwaltet. Im Jahr 1356 soll die Anlage durch ein Erdbeben stark beschädigt worden sein. Zwischen 1400 und 1511 wurde die Burg spätmittelalterlich ausgebaut. Bis 1525 war sie noch in Besitz eines Mainzer Amtsmannes des Amtes Amorbach. Bis die Wildenberg schließlich am 4. Mai 1525 im Bauernkrieg vom „Hellen Haufen“ des Götz von Berlichingen niedergebrannt wurde, seitdem ist sie eine Ruine.
Anfang des 19. Jahrhunderts kam es nochmals zu mehreren Besitzerwechseln, 1803 wurde das Fürstentum Leiningen neuer Eigentümer auf Wildenburg. 1806 ging der Besitz an das Großherzogtum Baden und wurde 1810 Teil des Großherzogtums Hessen-Darmstadt, bis er schließlich 1816 durch einen Gebietstausch an das Königreich Bayern kam.
Wolfram von Eschenbach und Parzival
Der deutsche Dichter Wolfram von Eschenbach soll einige Zeit auf der Burg Wildenberg gelebt und dort einen Teil seines Romans Parzival verfasst haben. Es wird sogar vermutet, dass es sich bei der Wildenburg um die Gralsburg aus dem Roman handelt dort lautet der Name „Munsalvaesche“ also „mont sauvage“ oder im Deutschen „Wildenberg“.
Auch im Text finden sich Übereinstimmungen, so beschreibt Eschenbach die Feuer der Gralsburg Munsalvaesch mit den Worten:
„sô grôziu fiwer sît noch ê
sach niemen hie ze Wildenberc:“
Aus Parzival von Wolfram von Eschenbach 4http://www.fh-augsburg.de/~harsch/germanica/Chronologie/13Jh/Wolfram/wol_pa05.html
„Wer hat so große Feuer je
Hier gesehn zu Wildenberg?“
Übersetzung aus dem Mittelhochdeutschen von Karl Simrock 5https://www.projekt-gutenberg.org/eschenba/parztitu/parztitu.html
Was eine Anspielung auf die große Feuerstelle im Palas sein könnte.
Fotografie
Fotografisch lohnt sich ein Besuch der Wildenburg, ich würde jedoch das nächste Mal keinen Feiertag wählen, denn die Burg war stark besucht. Da ich genug Zeit hatte, wartete ich einfach geduldig, bis der Blick auf das Motiv frei war.
Bei der Ausrüstung fällt die erste Wahl auf ein Weitwinkelobjektiv. Ich habe da allerdings nur 24 mm an der Vollformatkamera zu bieten, was manchmal nicht genug war. Das Problem lässt sich durch die Aufnahme von mehreren Fotos lösen, die später am Computer zusammengefügt werden. Des Weiteren kam ein 100 mm Makro Objektiv zum Einsatz, um Blumen und Insekten zu Fotografieren.
Bei den Bildern in der Höhle habe ich mit einer Taschenlampe gearbeitet, die ich eigentlich immer in der Fototasche habe.
Alle Bilder wurden im Anschluss in Adobe Lightroom bearbeitet.
Weitere Informationen
Wissenswertes zur Burg Wildenberg und ihrer Geschichte erzählen mehrere Infotafeln am Eingang der Burg.
Die Burgruine Wildenberg ist ganzjährig zugänglich und kann auch im Rahmen von Führungen besichtigt werden, dabei besteht die Möglichkeit, den ansonsten verschlossenen Bergfried zu besteigen.
Gegenüber der Burg befindet sich außerdem eine weitere Station des Smart Pfades Odenwald.
Galerie
Quellen und Links
Burg Wildenberg
PDF-Datei von Burgen Web über die Burg Wildenberg
Burg Wildenberg bei Amorbach und Umgebung um 1500
Landesbildungsserver Baden-Württemberg Burg Wildenberg
„Die Mudauer Cent, das Zentrum der Herrschaft im Hinteren Odenwald“ Artikel auf www.scheringen.de
NOKZEIT Artikel über den Verkauf von Muladau und der Burg Wildenberg
Haus der Bayerischen Geschichte – Infos über Burg Wildenberg
Burg Wildenberg auf www.bergstraße-odenwald.de
Wissenswertes über die Burg Wildenberg auf der Webseite der Gemeinde Kirchzell
Parzival und Eschenbach
Niederschrift des Parzival auf den Seiten der FH Augsburg
Niederschrift des Parzival auf den Seiten der FH Augsburg das 5. Buch des Epos
Projekt Gutenberg Parzival Übersetztung von Karl Simrock
Projekt Gutenberg Parzival 5.Buch Übersetztung von Karl Simrock
Das Parzival Projekt der Universität Bern
Wikipedia Wolfram von Eschenbach
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